Die Johannisbeeren (Ribes), in Bayern, Österreich und Südtirol die Ribisl (Plural: Ribisln), in Baden-Württemberg Träuble, in der Schweiz Meertrübeli, Trübeli oder Ribiseli, sind die einzige Pflanzengattung in der Familie der Stachelbeergewächse (Grossulariaceae). Sie umfasst die im Deutschen als Johannisbeere und Stachelbeere bezeichneten Arten. Einige Arten und ihre Sorten werden als Beerenobst, andere als Zierpflanzen genutzt.
Vegetative Merkmale
Bei den Ribes-Arten handelt es sich um meist laubabwerfende, selten immergrüne (Ribes viburnifolium) oder fast immergrüne (Ribes speciosum) Sträucher, die Wuchshöhen von 1 bis 1,5 Meter erreichen, oder selten kleine Bäume. Wenige Arten leben als Epiphyten. Meist sind Kurz- und Langtriebe ausgebildet. Ein Teil der Arten ist mit Dornen bewehrt. Die Knospen besitzen papierartige bis krautige Schuppen; in ihnen sind die Blätter meist gefaltet. Die wechselständig und spiralig oder selten zu mehreren zusammengefassten, an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist einfach (Ribes speciosum, Ribes viburnifolium), oft drei- bis fünffach gelappt; bei einigen Arten besitzen sie einen auffälligen Geruch. Nebenblätter fehlen meist.
Generative Merkmale
Es werden meist einfache, traubige, fast sitzende doldige oder schirmtraubige Blütenstände gebildet, bei einigen Arten ist der Blütenstand auf ein bis wenige Blüten reduziert. Unter jeder Blüte befinden sich zwei Tragblätter.
Die Blüten sind zwittrig oder eingeschlechtig; wenn die Blüten eingeschlechtig sind (beispielsweise Ribes diacanthum), dann sind die Pflanzen zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Es ist ein freier Blütenbecher (Hypanthium) vorhanden. Es ist nur ein Kreis mit vier oder fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Die radiärsymmetrischen Blüten sind vier- oder fünfzählig im Grundsatz mit doppelten Perianth. Die vier bis fünf, meist kronblattartigen, grünlichen, weissen, gelben, von rosafarben über rot bis purpurfarbenen Kelchblätter sind untereinander und mit der Basis des Fruchtknotens verwachsen. Die Kelchlappen sind aufrecht oder zurückgebogen. Es sind vier oder fünf grünliche, weisse, gelbe, von rosafarben über rot bis purpurfarbene Kronblätter vorhanden oder sie fehlen bei manchen Arten. Es ist nur der äussere Kreis mit vier bis fünf fertilen Staubblättern vorhanden. Bei funktional weiblichen Blüten sind die Staubblätter steril. Zwei Fruchtblätter sind zu einem meist unterständigen, selten halbunterständigen, einfächerigen Fruchtknoten verwachsen und enthalten viele Samenanlagen. Bei männlichen Blüten kann ein Gynözeum rudimentär vorhanden sein. Der Griffel ist zweilappig oder sogar bis zur Hälfte seiner Länge zweigeteilt. Es ist ein prominenter, relativ dicker, dunkelroter, purpurfarbener oder gelber Diskus vorhanden, oder er ist prominent und grünlich. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie). Lang- und kurzrüsselige Bienen und Kolibris sind die häufigsten Bestäuber; die Blüten einiger Arten werden von Schmetterlingen besucht.
Auf den saftigen Beeren ist der Kelch noch erhalten, und sie enthalten selten nur drei bis zehn, meist zehn bis hundert Samen. Die braunen bis schwarzen Samen enthalten Öl, aber keine Stärke. Die Testa und das viele Endosperm sind gelatinös. Der gerade Embryo ist zylindrisch und winzig.
- Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 8.
Name
Die Johannisbeeren werden umgangssprachlich oder mundartlich in Norddeutschland Ahlbeere, landschaftlich Gichtbeere, in Schwaben Träuble, in der Pfalz und in Südhessen Kanstraube oder Kantztrauwe bzw. Gehonstraube, in der Schweiz Trübeli bzw. Meertrübeli genannt. In Österreich und Altbayern heissen sie Ribiseln (abgeleitet von lateinisch ribes über das gleichlautende italienische Wort). Der Gattungsname stammt vom arabischen ribâs, einer im Libanon wachsenden Rhabarberart, was die mittelalterlichen Botaniker zu ribes veränderten. Der Name Johannisbeere leitet sich vom Johannistag (24. Juni) her, um den herum die ersten Sorten reif werden.
Weltproduktion
2016 betrug die Welternte 655.000 Tonnen. Das Land mit der grössten Johannisbeerenproduktion der Welt war Russland, das 52,7 % der weltweiten Ernte produzierte. Europa war für etwa 97,5 % der Welternte verantwortlich.
Systematik und Verbreitung
Die Familie Grossulariaceae wurde 1805 von Augustin-Pyrame de Candolle in Flore Française, Troisième Édition, 4, S. 405 aufgestellt. Die Typusgattung Grossularia Mill. wurde 1754 von Philip Miller in The Gardeners Dictionary ... Abridged ..., 4. Auflage mit der Typusart Grossularia hirsuta Mill. veröffentlicht. Einige der noch bei A. Cronquist 1981 in die Grossulariaceae eingegliederte Gattungen mit Kapselfrüchten bilden heute eigene Familien: Itea als Iteaceae und Escallonia Mutis ex L. f. als Escalloniaceae.
Der Gattungsname Ribes wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 200–202 erstveröffentlicht. Typusart ist die Ribes rubrum L. Synonyme für Ribes L. sind: Botrycarpum A. Rich., Botryocarpium Spach, Calobotrya Spach, Cerophyllum Spach, Chrysobotrya Spach, Coreosma Spach, Grossularia Mill., Liebichia Opiz, Rebis Spach, Ribesium Medik., Rolsonia Rchb.
Weltweit umfasst die Gattung etwa 140 bis 160 Arten. Hauptverbreitungsgebiet sind die gemässigten Klimagebiete der Nordhalbkugel, aber auch in den Anden gibt es einige Arten. In China kommen 59 Arten vor, davon 25 nur dort. 53 Arten kommen in Nordamerika vor. Dagegen sind nur wenige Arten in Südamerika beheimatet.
Nutzung
Einzelne Ribes-Arten werden als Obststräucher, Zierpflanzen und zur Herstellung von Parfüm genutzt:
Als Obst werden die Früchte der Roten Johannisbeere (mit roten und weissen Sorten), der Schwarzen Johannisbeere und der Stachelbeere verwendet. Durch Kreuzung der Schwarzen Johannisbeere mit der Stachelbeere wurde die Jostabeere gezüchtet.
Die Blüten der Schwarzen Johannisbeere werden zur Parfümherstellung verwendet.
Insbesondere Sorten der Alpen-Johannisbeere, der Gold-Johannisbeere und der Blut-Johannisbeere sind Zierpflanzen in Parks und Gärten, die sowohl einzeln als auch als Hecke gepflanzt werden.
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